Die Eins ist in unserer Gesellschaft das Synonym für den Ersten, den Gewinner, den an der Spitze der Gesellschaft Angekommenen, die Nummer eins ist das Symbol für den Erfolg in unserer Leistungsgesellschaft. Nur diese Zahl „zählt“ wirklich.
Die Null dagegen ist die Zahl des Verlierers: kein Sieg, einen Sekundenbruchteil zu langsam, zu wenig Performance, keine Goldmedaille, keine Führungsposition, keine mediale Aufmerksamkeit, keine Goldmedaille. Man könnte sie fallweise auch als Synonym für alle anderen Zahlen sehen.
Dabei scheinen die beiden Ziffern in der Zahl 10 so gut zu harmonieren, eröffnen den Weg in den Hunderterraum...
„The Winner takes it all“: Ist „hopp oder top“ wirklich alles? Entscheidet das Leben als Nummer 1 über die Qualität unseres Daseins oder ist diese Ziffer nur ein Blender, der uns ins Verderben zieht? Nicht gewonnen, die vermeintliche Null - eröffnet dies nicht neue Perspektiven, andere Wege, kreative Ideen und vielleicht sogar den unscheinbaren Erfolg, ist der bessere Weg zum Glück?
„The Winner takes it all?“: eine Frage die wir nicht unkommentiert so stehen lassen sollten.
Ergänzend möchte ich noch Bezug nehmen auf den am 3./4.9.16 erschienen Artikel in der Süddeutschen Zeitung:
Matthias Brandt über „Scheitern“
Ich zitiere:
"Ich glaube dass wir grundsätzlich ein etwas seltsames Verhältnis zum Scheitern haben. Das liegt an diesem Selbstoptimierungsquatsch, diesem elenden Effizienzdenken. Man versucht systematisch das Scheitern aus unserem Leben auszublenden. Nur weil irgendjemand mal die Behauptung aufgestellt hat, das dürfe nicht sein. Alles was nicht gelänge, sei nichts wert. Aber wer sagt das eigentlich? Für mich ist das Scheitern wesentlich, ich habe alles Wesentliche durch das Scheitern gelernt.“